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Der Uniqsana-Blog

WeihrauchEINE Alternative in der Schmerztherapie? 

Von Lena Voelz | 13. September 2021

Forscher entschlüsseln Stück für Stück die Wirkungsweise der Boswelliasäuren und lassen auf eine Revolution in der Schmerztherapie hoffen. Weihrauchharz könnte als wichtiges, regulatives Phytotherapeutikum einen großen Beitrag in der Langzeittherapie chronisch-entzündlicher Erkrankungen leisten.  

Entzündungen sind berets seit Urzeiten ein großes Thema für die Menschheit. Es war Celsius, römischer Arzt der Antike, der ursprünglich die Entzündung als eine Kombination diagnostischer Symptome und Krankheitszeichen beschrieb. Diese fünf Kardinalsymptome einer Entzündung, „dolor“ (Schmerz), „calor (Fieber), „rubor“ (Rötung), „tumor“ (Schwellung) und „functio laesa“ (Funktionseinschränkung), waren nicht nur für die damalige Medizin von großem Nutzen, sie werden heute noch als Grundlagenwissen im Medizinstudium gelehrt. Anders als zu Zeiten von Celsius wissen wir heute jedoch deutlich mehr über die Entzündungsreaktionen im Körper.

Die Immunologie ist dieser Frage mit bemerkenswerter Genauigkeit nachgegangen. So ist heute bekannt, dass hunderte von Proteinen in einer Wechselwirkung zueinander stehen, um über vielschichtige Signalwege den traumatischen Reiz in eine Entzündungsreaktion zu übertragen. Wir können Schritt für Schritt die molekulare Ursachen-Wirkungs-Kette verfolgen, die erklärt, wie die Entzündungsreaktion abläuft. Dieses Wissen macht sich die Forschung zu Nutze, um Wege bzw. Mittel zu finden, in das Entzündungsgeschehen einzugreifen. Der Absatz von Schmerzmitteln und Entzündungshemmern weltweit steigt jährlich und die Suche nach Alternativen und neuen Wirkstoffen mit weniger Nebenwirkungen hat eine hohe Priorität in der aktuellen Forschung 

Weihrauch

Der klassische Eingriff in die Entzündungskaskade durch Aspirin, Ibuprofen und Co. bringt oft unerwünscht Nebenwirkungen mit sich. 

Bei unserem heutigen Wissen über das Entzündungsgeschehen spielen die Eikosanoide, auch Mediatoren oder Gewebshormone genannt, als zentrale Botenstoffe für die Entzündungsreaktion die Hauptrolle. Sie lassen sich in drei weitere verschiedene Subklassen unterteilen, die wieder unterschiedliche Wege im Körper gehen und unterschiedliche Aufgaben übernehmen. Dabei handelt es sich um die Prostaglandine, Thromboxane und Leukotriene. Gemeinsam ist den Eikosanoiden ihre Abstammung von der vielfach ungesättigten Arachidonsäure. Sie ist halbessentiell, wird über die Nahrung aufgenommen und aus der Linolsäure synthetisiert. Bereits an diesem Punkt, der Umwandlung der Arachindonsäure zu den Eikosanoiden greifen die Glukokortikoide ein, wie in der klassischen Cortison-Behandlung. Sie hemmen also letztlich die komplette Eikosanoid-Biosynthese, was ihre antiphlogistische (entzündungshemmende) Wirkung erklärt.  

Wird zu diesem Zeitpunkt nicht bereits von Außen eingegriffen, läuft nach der Entstehung der freien Arachidonsäure die Synthese der verschiedenen Substanzklassen auf zwei unterschiedlichen Wegen ab. Der erste Weg wird durch das Enzym Cyclooxygenase (COX) katalysiert und führt zur Produktion der Prostaglandine und Thromboxane. Beide Klassen spielen eine zentrale Rolle im Entzündungsgeschehen. Auch hier hat die Forschung schon seit längerer Zeit Wege gefunden, die COX zu hemmen und somit in das Entzündungsgeschehen einzugreifen. Fast alle bekannten nichtsteroidale und nicht-narkotische Schmerzmittel wirken über die Hemmung der COX, darunter die NSAIDs (Nichtsteroidale Antirheumatika), Ibuprofen oder Aspirin (ASS). Der Absatzmarkt dieser Arzneimittel ist seit Jahren im Aufwärtstrend und spiegelt die hohe Relevanz, die Schmerzen und Entzündungen in unserer Gesellschaft haben, wider. Waren zu Urzeiten wohl hauptsächlich die akuten Entzündungen das Problem, sind es heute die chronischen Entzündungen, die die Medizin beschäftigen. Die chronischen Entzündungen werden mit einer Vielzahl an Erkrankungen assoziiert, wie den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, Gelenkerkrankungen wie die (rheumatische) Arthritis, und sogar mit Krebserkrankungen. Diese Erkrankungen sind immer mehr auf dem Vormarsch, daher verwundert es nicht, dass in Deutschland jährlich 50.000 Tonnen Aspirin produziert werden und die abgesetzten Tagesdosen von Ibuprofen bei über 434 Millionen (im Jahr 2018) liegen. 

Ibuprofen hat durch die ähnlichen Ansatzpunkte im Entzündungsgeschehen ein dem Aspirin sehr ähnliches Wirkungsprofil, allerdings leider auch ein sehr ähnliches Nebenwirkungsprofil. Die teilweise starken Nebenwirkungen bei der Langzeittherapie dieser Schmerz- und Entzündungshemmer veranlasst die Forschung schon seit längerem nach möglichen Alternativen zu suchen. 

In der Phytotherapie werden seit jeher Pflanzen und Pflanzenextrakte zur Behandlung von Entzündung und Schmerz eingesetzt.  

Als vielversprechend wird vor allem der Weihrauch bzw. das Weihrauchharz angesehen. In der ayurvedischen Medizin bereits seit Jahrhunderten angewendet, lassen präklinische Studien vermuten, dass eine Supplementierung mit Weihrauchharz bei verschiedenen entzündungsbedingten Erkrankungen sinnvoll ist. Bislang wurde die Wirksamkeit in Humanstudien bei einer begrenzten Zahl an Erkrankungen nachgewiesen, allen voran bei Arthrose, aber auch bei anderen Indikationen wie z. B. Asthma und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Auch der grundlegende Wirkmechanismus des Weihauchs ist seit einigen Jahren bekannt. Weihrauch ist das Harz von Bäumen der Gattung Boswellia, von denen es etwa 20 bis 30 Arten gibt. Für medizinische Anwendungen werden der indische Weihrauch Boswellia serrata, der afrikanische Weihrauch Boswellia carterii und der arabische Weihrauch Boswellia sacra verwendet. Das Boswellia-Harz enthält unter anderem Polysaccharide, flüchtige und nicht-flüchtige Öle mit hohen Gehalten an Monoterpenen sowie mono-, di-, tri-, tetra- und pentazyklische Tripterpene. Als pharmazeutisch wirksame Bestandteile gelten die Boswelliasäuren (pentazyklische Triterpene). Es gibt mindestens 12 unterschiedliche Boswelliasäuren, von denen AKBA, Aβ-BA, KBA und β-BA die stärksten entzündungshemmenden und immunmodulierenden Wirkungen aufweisen.  

Ein wichtiger Wirkmechanismus von Boswelliasäuren ist die (dosisabhängige) Hemmung der 5-Lipooxygenase (5-LOX). Seit mehr als 40 Jahren weiß man, dass dieses Enzym die Bildung von Leukotrienen fördert, einer wichtigen Gruppe von Entzündungsbotenstoffen im menschlichen Körper. Der Lipoxygenaseweg bildet dabei den zweiten Weg, den der Körper nach Reizung und Bildung der Eikosanoide einschlägt. Er wird dabei von der besagten Lipoxygenase (LOX) katalysiert und bringt schlussendlich die Leukotriene hervor, die ein Entzündungsgeschehen mit einleiten und aufrechterhalten.  

Da durch die Wirkungsweise der Boswelliasäuren, die Synthese der Prostaglandine vermittelt durch die COX, nicht beeinflusst wird, hat die Therapie mit Weihrauch gerade in der Langzeitanwendung deutliche Vorteile. Denn der Körper produziert nicht nur Prostaglandine, die eine Entzündung fördern, sondern auch solche, die als Schutzhormone wirken. Diese bestimmten Prostaglandine sind z. B. dazu da, den Magen-Darm-Trakt, die Nieren und das Herzkreislaufsystem zu schützen. Beim Einsatz von Ibuprofen, Aspirin und Co. wird jedoch die Produktion aller Prostaglandine unterbunden und es kommt zu den typischen Nebenwirkungen, die vor allem den Magen-Darm-Trakt betreffen.  

Weihrauchharz programmiert Entzündungsenzym um. 

Ein Forscherteam aus Jena und den USA konnte nun die genauen Hintergründe der entzündungshemmenden Wirkungsweise von Weihrauchharz aufzeigen. Dr. Oliver Werz und sein Team gehen bereits seit einigen Jahren der entzündungshemmenden Wirkung von Weihrauch und seiner Inhaltsstoffen nach. Erst kürzlich veröffentlichte das Team im Fachmagazin „Nature Chemical Biology“ ihre Ergebnisse, welche die erstaunliche Wirkungsweise des Weihrauchharz herausstellt. Den Forschern der Universität Jena und ihren US-amerikanischen Kollegen ist es gelungen, die molekulare Wirkungsweise der Boswelliasäure aufzuklären. Sie konnten das zentrale Entzündungsenzym 5-Lipoxygenase zum ersten Mal in dessen Molekülstruktur mit gebundenen Hemmstoffen abbilden. 

Diese durch Röntgenstrukturanalyse in atomarer Auflösung ermittelte Struktur erlaubt detaillierte Untersuchungen des Enzyms und seiner Wechselwirkungen mit verschiedenen Wirkstoffen. Hier zeigte sich die geradezu einmalige Wirkungsweise der Boswellissäuren. Während andere Naturstoffe direkt im sogenannten aktiven Zentrum des Enzyms andocken und so seine Funktion hemmen, bindet die Boswelliasäure an einer anderen Stelle des Enzyms, weiter entfernt vom Zentrum (allosterische Modulation). Dadurch wird zwar ebenfalls die Enzymaktivität gehemmt, aber der Einfluss der Boswelliasäure geht weit über eine Hemmung des Enzyms hinaus. Durch die strukturellen Veränderungen kommt es zu einer Art Domino-Effekt, wodurch zusätzlich die Spezifität des Enzyms verändert wird. Statt die Synthese entzündungsfördernder Leukotriene zu katalysieren, produziert die 5-Lipoxygenase unter dem Einfluss von Boswelliasäure sogar entzündungsauflösende Substanzen. Vereinfacht gesagt, wird das normalerweise entzündungsfördernde Enzym durch den Naturstoff zu einem entzündungshemmenden Protein umprogrammiert.  

Diese Erkenntnisse scheinen zu bestätigen, was die Erfahrungsmedizin schon lange annahm: Weihrauchharz kann Entzündungen und Schmerzen reduzieren. Aufgrund der guten Verträglichkeit ist auch der Einsatz als Alternative zu den klassischen Schmerz- und Entzündungshemmer denkbar, besonders in der Langzeittherapie. Die Erkenntnisse können nun als Grundlage für weitere Studien dienen, um den möglichen Einsatz von Weihrauchharz bei verschiedenen Krankheitsmodellen zu untersuchen.  

Neben dem begleitenden Einsatz in der Schmerztherapie allgemein, kann das Harz durch die regulative Wirkweise der Boswelliasäuren, bei einer Vielzahl weiterer Erkrankungen therapiebegleitend eingesetzt werden: 

  • Artritis, Arthrose
  • Morbus Crohn
  • Colitis ulcerosa
  • Psoriasis
  • Multiple Sklerose
  • Fibromyalgie
  • Neurodermitis
  • Asthma bronchiale
  • Chronisce Sinusitis
  • Lymphödem
  • Lupus erythematodes
  • Krebserkrankungen allgemein

IHR/E AUTOR/EN

Lena Voelz

Marketing und Vertrieb

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